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2015 muss sich wiederholen!

50 Prozent aller Betriebe in Österreich fehlen Mitarbeiter. Dagegen hilft kein Jammern, keine Propaganda, auch kein Branding – sondern eine kluge Einwanderungspolitik. Eine persönliche Betrachtung unseres Kolumnisten Thomas Askan Vierich.

Es ist DAS Thema in der Branche: Wir brauchen mehr Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter! Nicht nur bei uns. Der Vorsitzende der deutschen Hoteldirektorenvereinigung Jürgen Gangl spricht von der „größten Mitarbeiterkrise aller Zeiten“. ÖHV-Präsidentin Michaela Reitterer sagte auf dem deutschen Hotelkongress: „50 Prozent aller Betriebe haben noch nicht wieder alle Mitarbeiter zusammen.“ Das führe auch in Österreich oft zu empfindlichen Einschränkungen des Angebots. Immer wieder hört man von kleineren Betrieben, dass sie ihr Mittagsangebot einstellen – weil sie keine Leute haben. Oder Hotels müssen von Halbpension auf Frühstück umstellen. Reitterer beklagt, dass während Corona eine ganze Lehrlingsgeneration weggebrochen sei, die österreichischen Tourismusschulen meldeten 30 Prozent weniger Anmeldungen.

Während Corona und Kurzarbeit sind auch viele altgediente Mitarbeiter ausgestiegen und haben sich einen besser bezahlten, zumindest einen anderen Job gesucht – fast schon egal welchen. Sie setzen sich lieber an die Supermarktkasse als zu kellnern! Gekürzter Lohn ohne Trinkgelder hat für viele einfach nicht gereicht. Wer es sich leisten konnte, hat dies seinen Mitarbeitern ausgeglichen, um die wichtigsten zu halten. Aber das kann sich eben nicht jeder Betrieb leisten.

WAS ALSO TUN? HIER DIE GÄNGIGEN VORSCHLÄGE:

Wir müssen für unsere Branche werben!“ Das tun alle Beteiligten seit Jahren. Nur leider scheint es nicht zu wirken. Das funktioniert wohl wie beim Green Washing: Irgendwann erkennen die Leute, dass da nicht viel dahinter steckt. Und die Touristiker müssen erkennen, dass jahrzehntelange Antiwerbung durch PR nicht auszugleichen ist. Wer einmal und immer wieder am Pranger steht, kommt da nur schlecht wieder weg. Die Ausrede „das sind doch nur ein paar schwarze Schafe“ glaubt niemand mehr, vor allem nicht diejenigen, die selbst Erfahrung hinter den Kulissen in Gastronomie und Hotellerie gesammelt haben oder diejenigen, die vor Ort wohnen. Die wissen ganz genau, was (häufig) abgeht.

„Wir müssen die Guten herausstellen!“ Das passiert. Nicht zuletzt von uns Journalisten, der Fachpresse und vielen Lifestyle-Magazinen. Da wird immer wieder die wunderbare Welt des Reisens, Essens, Trinkens, der Wellness, des Sich-Besinnens-auf-das-Wesentliche im Loungebereich oder am Infinitypool ganz wunderbarer Hotels besungen. Nur leider geht es da oft um die Luxusklasse, von der viele nur träumen können. Vor allem diejenigen, die dort arbeiten sollen. Denn Luxuslöhne werden in Luxushotels nur selten bezahlt. Viele Hoteliers und Gastronomen sagen, sie könnten nicht mehr zahlen. Und wehren sich gegen „sozialistische“ Forderungen wie einen (erhöhten) Mindestlohn. Hat nicht der Ex-Neo-Tourismussprecher kürzlich bei seinem Abschied noch vom „Klassenkampf“ in der Branche gesprochen? Wenn Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter anständig behandelt werden sollen und anständig – vor allem verglichen mit anderen Branchen – bezahlt werden wollen: Ist das Klassenkampf? Und war es nicht der Gleiche, der mal auf offener Bühne davon geprochen hat, dass man leider dem Gast für seinen Kaiserschmarrn auf vielen österreichischen Hütten Flüssigei aus der Ukraine vorsetzen müsse, weil man leider nicht mehr als 11,90 pro Portion verlangen könne? Und schnell soll es ja auch gehen.

Wir müssen unseren Mitarbeitern mit Respekt begegnen!“ Ja, das ist wohl der wichtigste Punkt. Und das tun auch viele Betriebe, ich kenne genügend davon. Aber halt leider auch nicht alle. Dem stehen immer wieder diejenigen Berichte von Lehrlingen und jungen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gegenüber, die was ganz anderes erzählen: Dass sie wochenlang Servietten falten müssen, dass sie länger arbeiten müssen, als sie eigentlich dürfen, dass man ihnen versprochene freie Tage streicht, weil gerade Not am Mann, an der Frau ist. Das mag oft betriebsbedingt notwendig sein (die Servietten falten sich nicht von alleine, was soll man machen, wenn sich überraschend eine Hochzeitsgesellschaft angemeldet hat und die Gäste um vier Uhr früh immer noch nicht gehen wollen?). Aber auf Dauer zermürbt das jeden noch so motivierten Mitarbeiter. Das muss und kann man anders, besser organisieren.

WAS ALSO KÖNNEN WIR NOCH TUN?

Einen ungewöhnlichen Vorschlag hat auf dem deutschen Hotelkongress jetzt Otto Lindner, der Vorsitzende des Hotelverbands (IHA) gemacht: Den Mitarbeitermangel habe es auch schon vor Corona gegeben. „Wir brauchen bis zu 400.000 qualifizierte Einwanderer. Die Politik muss das regeln.“ Und zwar jedes Jahr. Das hat man von anderer Seite auch schon vereinzelt gehört. Und was hört man bei uns? Wir nehmen keinen einzigen Flüchtling mehr auf! Und die, die bei uns eine Ausbildung gemacht haben, schicken wir so bald es geht wieder zurück!

Wir wäre es mit einer konstruktiven Einwanderungspolitik? Warum lassen wir all die intelligenten jungen Frauen aus Afghanistan in die USA gehen, statt sie zu uns zu holen? Warum WERBEN wir nicht in vielen Herkunftsländern um junge, hochmotivierte Leute und lassen sie bei uns im Tourismus arbeiten? Warum gibt es immer noch SaisonarbeiterKONTINGENTE? Also Beschränkungen?

Worauf warten wir? Wir sollten am Pulleffekt arbeiten, vor dem sich die Verantwortlichen in diesem Land so schrecklich fürchten. Wir brauchen diesen Pulleffekt! Österreich sollte als ein Land in Afrika und Asien und überall auf der Welt gelten, wo QUALIFIZIERTE Einwanderer WILLKOMMEN sind. Weil wir sie brauchen. Sonst fahren wir unser Land gegen die Wand. Von den Pensionen habe ich noch gar nicht gesprochen. Oder davon, dass es rein demoskopisch immer mehr Ältere und immer weniger Jüngere gibt. Wir haben allein deshalb schon ein Nachwuchsproblem in unserer alternden Gesellschaft.

Statt „2015 darf sich nicht wiederholen!“ sollten wir die Parole ausgeben: „2015 MUSS sich wiederholen!“ Nur diesmal kontrolliert und mit einem Plan. Der uns und den Flüchtlingen nutzt.

Sie sind anderer Meinung? Gerne können wir diskutieren! Kontakt gerne via LinkedIn.

Bild: Will Francis/Unsplash
Beitrag: Thomas Askan Vierich
3. September 2021
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